Schon von weitem ist sie zu hören, die Musik, die vom Hof der Fatih-Moschee an der Eutinger Straße hinaufschallt. Dort feiert die muslimische Gemeinde seit vier Tagen ihr alljährliches, traditionelles Kulturfest. Rund um die Moschee reiht sich Stand an Stand: türkische Spezialitäten vom Grill, Lahmacun, Süßspeisen oder Tee. Gleich nebenan bietet eine junge Verkäuferin Handy-Zubehör an, ein Mann mit Fes bereitet Zuckerwatte zu, auf einem Tisch liegen Armbänder, Ringe und Ketten und anderer hübscher Schmuck, es gibt Kosmetik, Bücher und Haushaltswaren.
Wer am Sonntag zur Moschee gekommen ist, fühlt sich ein bisschen wie auf einem Istanbuler Basar. Aber nicht nur das Lebensgefühl soll vermittelt werden, erklärt der Dialogbeauftragte Halil Sahin. „Wir wollen auch Einblicke in unsere Kultur und Religion bieten.“ Er freue sich deshalb sehr, dass so viele Pforzheimer gekommen seien, um mitzufeiern. Am Samstagmittag waren deshalb ach Oberbürgermeister Gert Hager, Dekanin Christiane Quinke, Dekan Bernhard Ihle, Andrew Hilkowitz von der jüdischen Gemeinde zu Gast. „Erst hatte jeder die Gelegenheit zu einer kleinen Ansprache, danach haben wir gemeinsam gegessen“, sagt Sahin.
Langsam füllt sich das Gelände. Gerade ist das Mittagsgebet beendet, die Gemeindemitglieder strömen aus der Moschee, um sich an einem der vielen Tische ein lauschiges Plätzchen zu suchen. Lahmacun, Adana, Fleischpfanne, Gözleme, zum Nachtisch Baklava, Engelshaar oder Halwa mit Grieß. Gegessen wird mit der Familie und Freunden, ein gutes Gespräch gehört dazu.
Mehr als 10.000 Besucher sind in diesem Jahr zum größten Moschee-Fest in der gesamten Region gekommen, sagt Sahin und begleitet die nicht-muslimischen Gäste zu einer der Moschee-Führungen. Woher weiß ein Muslim, wann es Zeit ist für das nächste der fünf Tagesgebete? Wo beten in einer Moschee eigentlich die Frauen? Was ist die Aufgabe des Religionsgelehrten? Und warum muss man die Schuhe vor der Tür ausziehen? Viele Interessierte löchern Gökce Tatar und Cabrail Okumus mit ihren Fragen.
Möglich ist das Kulturfest nur durch das unermüdliche Engagement der Gemeinde. Unzählige sind vier Tage lang damit beschäftigt, Teig zu kneten, Fladen zu rollen, Geschirr einzusammeln oder Tee und andere Getränke zu verkaufen. Folklore-Gruppen, drehende Derwische und mystische Tänze sorgen für Abwechslung. Die Kinder können sich auf der Hüpfburg, eine Leihgabe der Sparkasse Pforzheim Calw, austoben. Die rührigen Gemeindemitglieder – 2000 sind es insgesamt –, haben sich allerhand einfallen lassen, um Interessierten ihre Kultur und Religion näherzubringen. Hos geldiniz – Herzlich Willkommen – steht auf ihren roten T-Shirts.