Juden, Christen und Moslems beschwören Willen zum Frieden


2013-03-10


Foto: Ketterl
Foto: Ketterl

Pforzheim. Mit einer Gemeinschaftsfeier und nacheinander folgenden Gebeten ist die Woche der Brüderlichkeit im Reuchlinhaus gestern abend zu Ende gegangen, musikalisch vom Synagogenchor. Gestaltet wurde die Feier von Pfarrerin Dorothea Patberg (Johannesgemeinde), Rabbiner Michael Bar-Lev und Imam Harun Demirel. Zusätzliche Gebete sprachen Tobias Gfell (katholischer Pastoralreferent) und Zeynep Aktürk Sahin (Fatih-Moschee).

 

Menschen christlichen Glaubens beider großer Konfessionen, Juden und Moslems haben unter der Losung „Der Zukunft ein Gedächtnis“ eine Woche lang das friedliche, bisweilen freundschaftliche Miteinander gepflegt – in zahlreichen Veranstaltungen an verschiedenen Plätzen, unter anderem der Fatih-Moschee, dem PZ-Forum, dem Kommunalen Kino, dem Stadtmuseum, der Stadtkirche, der St.-Elisabeth-Kirche und dem Museum Johannes Reuchlin.

 

Gespräche am Rande wichtig

 

„Das Beste sind die Begegnungen und Gespräche am Rande der Veranstaltungen“, sagt Tobias Gfell im Gespräch mit der PZ. Der Leiter der Cityseelsorge saß am vergangenen Dienstag ebenso auf dem Podium im PZ-Forum wie Rami Suliman, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde und Mitglied des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland. Suliman verweist auf die sehr guten Beziehungen gerade zur Fatih-Moschee, der größten muslimischen Vereinigungen in der Pforzheimer Glaubens-Community (weit größer als die Ayasofia-Moschee von Milli Görüs, die Salam-Moschee der Araber, die Al-Baraka-Moschee der Salafisten und die Bait-ul-Baqi-Moschee der Ahmadiyya-Muslime). Es ist seit einigen Jahren ein Alleinstellungsmerkmal in Pforzheim, dass aus dem ursprünglichen christlich-jüdischen Dialog ein Trialog mit Muslimen geworden ist.

 

Der Koordinierungsrat für christlich-jüdische Zusammenarbeit, auf den die Woche der Brüderlichkeit – seit 1952 immer Anfang März – zurückgeht, sei „veraltet, inaktiv und erneuert sich nicht“, kritisiert Suliman. Er fordert: „Wir müssen die Muslime mehr einbeziehen.“ Der Dialog zwischen Juden und Christen funktioniere hervorragend. Doch müsse man der Tatsache Rechnung tragen, dass die Zahl der Muslime zunehme.

 

Halil Sahin ist einer von sieben Dialogbeauftragten der Fatih-Moschee. Kaum eine Veranstaltung hat er verpasst und ist stolz auf die Beteiligung der Muslime an der Woche der Brüderlichkeit. „Aber es gibt nicht nur in dieser einen Woche ein Miteinander unserer drei abrahamitischen Religionen“, sagt Sahin und verweist auf den Jugend-Trialog,der zuletzt in der Fatih-Moschee stattfand.

 

Neben der Anerkennung der Vielfalt des Programms und der Ausweitung der Woche der Brüderlichkeit gewinnt Gerhard Heinzmann, früherer evangelischer Schuldekan, der Woche der Brüderlichkeit noch einen weiteren positiven Aspekt ab: „Das ist ein wohltuendere Kontrapunkt zu den Ereignissen des 23. Februar.“